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William Shatner

Design-Patent US260789

Die erste "Enterprise" (Design-Patent US260789)

Donnerwetter, Captain Kirk!

Er drang „in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen" hatte: Captain Kirk vom „Raumschiff Enterprise“. Jetzt ist er 90 Jahre alt und flog tatsächlich zum ersten Mal ins All. Nein, nicht der Captain, der wird laut „Star Trek“-Mythologie ja erst 2233 geboren werden. Der Jubilar und Altersastronaut ist sein Darsteller: der Schauspieler William Shatner, geboren am 22. März 1931 im kanadischen Montreal.

Shatner war ein einigermaßen erfolgreicher Film- und Theaterschauspieler, als ihm Mitte der 1960er Jahre die Rolle seines Lebens angeboten wurde. Als „James Tiberius Kirk“ steuerte er drei Staffeln lang von 1966 bis 1969 das „Raumschiff Enterprise“ (markengeschützt unter 2089430) durch die unendliche Weiten des Weltraums.

Zunächst war diese TV-Serie (im Original „Star Trek“ genannt, DE-Marke 1072286, auch DD653891) gar nicht sonderlich erfolgreich und wurde schließlich wegen mangelnder Einschaltquoten eingestellt. Erst nach der erfolgreichen Apollo-Mission mit der Mondlandung 1969 begann die Serie dank zahlreichen Wiederholungen, langsam „Kult“ zu werden.

Ein globales popkulturelles Phänomen

William Shatner in seiner Paraderolle als Captain Kirk

William Shatner in seiner Paraderolle als Captain Kirk

Shatner profitierte davon zunächst nicht. Nach Ende der Serie lebte er Anfang der 1970er Jahre angeblich zeitweise in seinem Pick-up Truck. Als dann aber die „Enterprise“ weltweit erfolgreich wurde, kehrte Captain Kirk zurück – auf die große Leinwand. Zwischen 1979 und 1994 kamen sieben „Star Trek“-Filme in die Kinos, stets mit Shatner als Hauptdarsteller neben „Mr. Spock“ (1016188) Leonard Nimoy, teilweise auch unter seiner Regie.

„Star Trek“ wurde ein popkulturelles Phänomen, das sich in seiner globalen Popularität nur mit „Star Wars“ vergleichen lässt (mit einer teils ausgeprägten Rivalität der Fans!). Das „Star Trek“-Universum ist allerdings (noch) inhaltlich umfangreicher - dank bisher zehn Fernsehserien mit zahlreichen Staffeln und insgesamt 13 Kinofilmen.

Nicht nur technisch seiner Zeit voraus

DE-Marke 1016188

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Die ursprüngliche „Enterprise“-Serie war ihrer Zeit in vieler Hinsicht voraus: Zum einem im Hinblick auf die visionäre Technik, von der noch die Rede sein wird. Aber auch die soziologische Komponente der Serie war herausragend fortschrittlich. Kaum 20 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, mitten im Kalten Krieg, in der Zeit des Kampfes für Bürgerrechte und gegen die Rassentrennung in den USA, saß ein bemerkenswert bunter Haufen auf der Kommandobrücke der „Enterprise“: ein Japaner (Mr. Sulu), ein Russe (Chekov), ein Halb-Alien (Spock) – und eine schwarze Frau.

„Lieutenant Uhura“ war eine der ersten größeren afroamerikanischen Rollen im US-Fernsehen, die über die damals üblichen Klischee-Besetzungen hinausging. Schauspielerin Nichelle Nichols, die ihre Rolle trotzdem zunächst nicht mochte, soll vom legendären Bürgerrechtler Martin Luther King persönlich überredet worden sein, dabei zu bleiben – ihre Rolle sei die erste, die eine Schwarze auf Augenhöhe mit den Weißen im Fernsehen zeige.

Es ist heute kaum noch vorstellbar, aber als sich Shatner und Nichols 1968 in einer Folge küssten, sorgte dies für einen Skandal. Einige Südstaaten-Sender weigerten sich, diese Episode mit dem ersten „schwarz-weißen“ TV-Kuss auszustrahlen. Nichols wurde übrigens später eine erfolgreiche Recruiting-Gallionsfigur der NASA.

Glückliche Utopien und geniale Geräte

Design-Patent US260789

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Die ebenso visionäre wie sympathische Grundvoraussetzung aller Enterprise-Abenteuer ist, dass die Menschheit ihre internen Probleme und Streitigkeiten überwunden hat. Die Erde ist ein einig‘ Vaterland, es herrschen Gleichheit und Brüderlichkeit auf dem blauen Planeten; Konflikte lauern nur noch in den unendlichen Weiten des Alls, die jetzt erforscht werden. Und natürlich hat die Menschheit einen technischen Entwicklungsschub erlebt, der ihr die Weltraumfernreisen erst ermöglicht.

„Star Trek“ ist voll von Erfindungen, von denen einige heute Stand der Technik sind, andere hingegen wohl für immer fiktiv bleiben werden. Die handlichen „Kommunikatoren“ der Enterprise-Crew etwa besitzen heute alle - in Form von Mobiltelefonen. Automatische Türen, sprachgesteuerte Computer, tragbare Rechner oder Computertomographie sind heute ebenfalls Standard. Alltagstaugliche universelle Übersetzungsgeräte sind in Sicht.

Beam me up

Auf der "Enterprise" gebräuchliche Laserpistole (US259939 Des.)

Auf der "Enterprise" gebräuchliche Laserpistole (US259939 Des.)

Schwieriger sieht es mit dem Warp-Antrieb aus: Diese extreme schnelle Fortbewegung scheint gleichsam durch Drücken und Ziehen der Raumzeit zustande zu kommen. Sie widerspricht zwar möglicherweise nicht den physikalischen Gesetzen (vgl. z.B. pdf-Datei DE102015016039A1), aber mit der praktischen Umsetzung dürfte es u.a. wegen der benötigten Energie schwierig werden. Auch das „Beamen“, also die Teleportation von Lebewesen, dürfte bis auf weiteres Fiktion bleiben, ebenso wie der „Heisenberg-Kompensator“, „Photonen-Torpedos“, „Holodecks“ oder Laserpistolen. Aber wenigstens ist der berühmte Kirk-Spruch „Beam me up Scotty“ markengeschützt (EM008272916).

Man kann den fantasievollen Umgang mit Technik und Physik in „Star Trek“ visionär finden oder albern. Der Physiker Stephen Hawking soll die Serie gelobt haben, weil sie die menschliche Vorstellungskraft erweitere. Der Science-fiction-Autor Stanislaw Lem fand dagegen angeblich, die Reihe wimmele nur so von Unsinn, aber das Weltall sei so groß, dass jede Dummheit darin einen Platz finde. Jedenfalls sorgt die Rolle der Technik in „Star Trek“ seit Jahrzehnten für reichlich Gesprächsbedarf, der sich in einer Fülle von Publikationen aller Größen und auch in der Patentliteratur niederschlägt (z.B. pdf-Datei DE102010050912A1, pdf-Datei DE102018010266A1 (1,51 MB)).

KI-Erfindungen und Zeitmaschinen

US261872 Des.

US261872 Des.

Komplizierte Fragen der Technik, aber auch des geistigen Eigentums lassen sich vortrefflich an Beispielen aus dem Star Trek-Kosmos diskutieren. So etwa, ob der kreative Droide namens DATA (aus „The Next Generation“, DE-Marke 1139203) wohl Erfindungen zum Patent anmelden dürfte: Sollten KI-generierte Erfindungen schutzfähig sein? Eine Frage, die auch beim diesjährigen DPMA-Nutzerforum diskutiert werden wird. Die „Trekkies“ werfen bei ihren zahlreichen weltweiten Treffen oft solche spannenden theoretischen Fragen auf. Eine andere lautet: Wenn ich eine Zeitmaschine erfunden habe – wann sollte ich sie zum Patent anmelden?

Nimmermüdes Multitalent

William Shatner 2020

William Shatner 2020 auf der GalaxyCon in Richmond

William Shatner entfaltete nach seiner letzten Verkörperung der Rolle des Captain Kirk 1994 seine ganze Kreativität: Er schrieb eine ganze Serie von Science-fiction-Romanen („Tek Wars“) samt der Drehbücher für ihre Verfilmungen und verfasste eigene Star-Trek-Geschichten (natürlich mit Captain Kirk).

Als Schauspieler wirkte er erfolgreich in weiteren Serien und Kinofilmen mit (u.a. „Boston Legal“, „Miss Undercover“), produzierte und führte Regie. Er nimmt Platten auf, beispielsweise „Seeking Major Tom“ mit Cover-Versionen von Songs zu Weltraum-Themen. Außerdem züchtet er Pferde und Dobermännner und engagiert sich für den Schutz der Meere. Die NASA ehrte Shatner 2014 mit der „Distinguished Public Service“-Medaille.

Live long and prosper, Captain!

Text: Dr. Jan Björn Potthast; Bilder: DPMAregister, NBC Television / via Wikimedia Commons, DEPATISnet, Super Festivals CC by 2.0 via Wikimedia Commons

Stand: 09.04.2024