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John Lennons 85. Geburtstag

Lukrative Ikone
Gründer der größten Band aller Zeiten, Ikone der Friedensbewegung, globale Marke: John Winston Lennon zählt zu den bekanntesten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Und er ist einer der erfolgreichsten Komponisten der Popgeschichte: Allein in den USA stand er 25 Mal an der Spitze der Charts.
Viele seiner Nummer-Eins-Hits schrieb er gemeinsam mit Paul McCartney, mit dem er das berühmteste und einflussreichste Songwriter-Gespann der Geschichte bildete. In allen Rankings der größten Sänger, Komponisten oder Gitarristen des Rock steht er ganz weit vorne - oft nur überholt vom Kollegen McCartney oder der gemeinsamen Band, den Beatles.
Aber dass John Lennon auch 45 Jahre nach seiner feigen Ermordung noch immer präsent ist, hat nicht nur mit Musik zu tun. Lennon war eine vielschichtige Persönlichkeit und ein umtriebiger Künstler, der originell zeichnete, Gedichte und Bücher schrieb und gemeinsam mit seiner zweiten Frau Yoko Ono avantgardistische Kunst erprobte. Noch stärker bleibt er jedoch als Aktivist für den Frieden in Erinnerung, der das schönste Lied schrieb für alle, die sich eine gerechtere Welt vorstellen können: „Imagine“.
Eine Kindheit im Schatten
In his life
In einem seiner größten Lieder, „In my life“, setzte Lennon den Orten und Bezugspersonen seiner Jugend ein musikalisches Denkmal:
There are places I'll remember
All my life, though some have changed
Some forever, not for better
Some have gone, and some remain
All these places had their moments
With lovers and friends, I still can recall
Some are dead, and some are living
In my life, I've loved them all
Lennons Kindheit und Jugend war von Verlust geprägt: Sein Vater, ein Seemann, ließ die Familie im Stich und verschwand. Seine lebenslustige, überforderte Mutter überließ den jungen John auf Druck der Familie ihrer älteren Schwester Mimi. Deren Mann George Smith war ein liebevoller Pflegevater, aber er starb früh. Als der pubertierende John gerade begann, wieder eine Beziehung zu seiner Mutter aufzubauen, wurde sie überfahren. Wenige Jahre später, kurz bevor die Beatles groß wurden, starb Johns enger Freund Stuart Sutcliffe, der in der Band Bass gespielt hatte.
Besonders der Tod seiner Mutter war ein traumatisches Ereignis, das Lennon später in etlichen Liedern verarbeiten sollte. Kein Wunder, dass er ein schwieriger, abgründiger junger Mann war: „Ich war so einer, über den alle Eltern der anderen Jungen - einschließlich Pauls Vater - sagten: ‚Halte dich von ihm fern!‘. Die Eltern erkannten instinktiv, dass ich ein Unruhestifter war, das heißt, dass ich mich nicht anpasste und ihre Kinder beeinflussen würde, was ich auch tat. Ich tat mein Bestes, um das Heim jedes Freundes zu stören.“
Ganz nach oben
Der junge John sah sich als Außenseiter, als Künstler und Musiker. Seine Tante Mimi, die ihn für ein bürgerlich-braves Leben vorbereiten wollte, hielt nichts von seinen Ambitionen: „Die Gitarre ist schön und gut, John, aber du wirst dir damit niemals deinen Lebensunterhalt verdienen!“ Später soll sie sich diesen Satz an eine Wand des Hauses gehängt haben, das John ihr von seinen Musik-Millionen kaufte.
Nach einer harten „Ausbildung“ in den Musikkellern Liverpools und Hamburgs stieg Lennon als Bandleader und Rhythmusgitarrist der Beatles zum vielleicht bekanntesten Rockstar seiner Zeit auf. Als einer der ersten schrieb er nachdenkliche, anspruchsvolle Songtexte, die weit über die branchenübliche „Boy meets girl“-Lyrik hinausgehen: „Nowhere Man“, „A day in the life“, „Revolution“, „God“, „Help!“ oder „Strawberry fields forever“ (Bob Dylan, der Lennon inspirierte, brachte es später bis zum Literatur-Nobelpreisträger!). Aber irgendwann interessierte er sich immer weniger für die Band und suchte neue Herausforderungen. Die Beatles zerbrachen, und Lennon ging andere Wege.
Lennon und die Marken
Die Beatles, ihre Manager und Plattenfirmen verdienten fraglos sehr viel Geld. Aber es hätte noch mehr sein können, wenn man frühzeitig mit gewerblichen Schutzrechten gearbeitet hätte, um den Wildwuchs mit Beatles-Produkten zu kontrollieren. Heute verdienen Bands längst hervorragend mit ihren lizensierten Merchandising-Produkten; damals dachte noch kaum jemand daran.
Erst Jahrzehnte nach der „Beatlemania“ kamen die früheren Bandmitglieder (bzw. ihre Erben) auf die Idee, sich ihre berühmten Namen als Marken zu schützen: „John Lennon“ ließ sich Witwe Yoko Ono 2016 als Wortmarke für verschiedene Nizza-Klassen eintragen (EM015697022 , EM015712987). So gab es beispielsweise eine lizensierte Brillenkollektion namens „John Lennon Eyewear“.
Kurioserweise ließ Ono (bzw. ihr "The Imagine Peace Trust") auch eine Wort-Bildmarke „John Lemon“ (EM012073979) eintragen (vielleicht, um einem spaßigen Obsthändler zuvor zu kommen?). Zu Onos Marken gehört auch „Imagine peace tower“. So heißt ihre Lichtinstallation auf Island, die jeden Herbst zwischen Lennons Geburts- und Todestag in den Nachthimmel vor Reykjavik strahlt (EM007444656).
„Lennonaid“ und Cola-Reklame
Julian Lennon, Johns Sohn aus erster Ehe, sicherte sich nicht nur seinen eigenen Namen als Marke (EM005001177), sondern auch die Wortspiele „Lennongrass“ und „Lennonaid“ (EM018150577, EM018153185).
Die Titel bekannter Lennon-Lieder sicherten sich in den letzten Jahren oft Dritte als Marke:
„Instant karma“ ließ sich eine Firma in Lichtenstein als Marke u.a. für Brillen, Bekleidung und alkoholische Getränke eintragen (EM012679809, auch IR1288394). „Working class hero“ (EM009750779) hatten sich einige Berliner zeitweise als Marke für Taschen und Bekleidung gesichert. „Ticket to ride“ ließ sich eine US-Firma für Computerspiele eintragen (EM010620425). „War is over“, den Untertitel von Lennons Weihnachtslied „Happy Xmas“ von 1971 und Motiv einer Anzeigenkampagne gegen den Vietnamkrieg von John und Yoko, hatte sich zeitweise eine Bekleidungsfirma als Marke gesichert(EM012219441). Und die Coca-Cola Company ließ sich 2013 „Give peace a chance“ als Marke eintragen (EM011918653; Nizza-Klassen 30,32).
Ob das alles so in Lennons Sinne gewesen wäre?
Lennon heute
Fluxus-Künstlerin Yoko Ono, die von Beatles-Fans jahrzehntelang für die Auflösung der Band verantwortlich gemacht wurde, ist mittlerweile als Persönlichkeit der Kunstgeschichte des späten 20. Jahrhunderts anerkannt. Auch im hohen Alter weiter künstlerisch aktiv, verwaltet sie mit Sean vor allem Lennons lukratives Erbe und hält sein Andenken mit Internetauftritten, Präsenzen in den sozialen Medien und Neuausgaben seiner Musik lebendig.
„Ein Teil von mir“, sagte Lennon einmal, „möchte von allen Facetten der Gesellschaft akzeptiert werden und nicht dieser großmäulige, verrückte Poet/Musiker sein. Aber ich kann nicht sein, was ich nicht bin.“ Und doch hat er es geschafft: Nach John Lennon ist heute nicht nur der Liverpooler Flughafen benannt (Werbespruch: „Above us only sky“, aus „Imagine“), sondern auch Schulen, Straßen, Preise und Pubs.
Der Beatle und die Patente

Lennon mit den Beatles in Belfast, 1964
Anders als Paul McCartney ( WO001995014987A1 (0,97 MB)) meldete Lennon niemals ein Patent an. Aber sein Name taucht in zahlreichen Patentschriften auf. In
WO001995010138A1 (1,55 MB) („Audio signal processor“) beispielsweise wird Lennon als Inspirator benannt: "Zum Beispiel entdeckte in den 1960er Jahren einer der Beatles, John Lennon, dass er einen unverwechselbaren Klang erzielen konnte, indem er den Ton eines Bandes, das auf einem Reel-to-Reel-Tapedeck abgespielt wurde, verzerrte. Diese musikalische Technik, die er "Flanging" nannte, spornte mehrere Ingenieure dazu an, Methoden zur elektronischen Nachahmung des Effekts zu entwickeln.“
"Spiele John Lennon!"
Außerdem nutzen etliche Erfinder Lennon oder die Beatles, um das Funktionsprinzip ihrer Entwicklungen zu erläutern. Ein typisches Beispiel ist DE102014203540A1 („Systeme und Verfahren für das Steuern eines Dialog-Kontextes in Sprachsystemen“). Hier ein Auszug aus der Patentschrift:
„[0033] Im Folgenden wird ein weiteres Beispiel präsentiert, in welchem die Information, welche der Benutzer für einen inkorrekten Dialogpfad, welcher von dem System hergenommen wird, korrigiert. 1.
Ganz ähnlich erklärt WO001998027542A1 (1,25 MB) seine Funktionsweise anhand der Suche nach Lennon bzw. den Beatles; ebenso
DE069833162T2 (2,26 MB) („Informationsspeichermedium und Wiedergabegerät dafür“) oder
WO002019046034A1 (1,34 MB) („Method, computer program, and system to realize and guard over asecure input routine based on their behaviour“). Auch Facebook nutzte zur Veranschaulichung seiner Patente John Lennon (
WO002016085520A1 (3,47 MB), „Searching for content by key authors on online social networks“), ebenso Apple Inc., das sich mit den Beatles einen jahrelangen Markenrechtsstreit lieferte (
EP0843260A2, „Zugriff auf Medien zwischen Netzwerken“). Zu den neuesten Anmeldungen, die Lennon verwenden, zählt
US020250265417A1 (2,36 MB).
Aktivist und „Arbeiterheld“

EM018981406, angemeldet 2024
John Lennon war der wohl facettenreichste aller Rockstars. Nachdem er 1970 in die USA gezogen war, wurde er jahrelang vom FBI beobachtet. Nicht allein seine Happenings für den Frieden wie das berühmte „Bed-In“ machten ihn verdächtig. Man mutmaßte, er hege Sympathie für eine trotzkistische Kleingruppe und fördere revolutionäre Tendenzen. Allerdings geht aus Protokollen hervor, dass das FBI die revolutionäre Bedrohung durch Lennon in den frühen 1970er Jahren eher gering einschätzte, denn dieser stünde „andauernd unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln“.
Trotzdem legte er sich mit US-Präsident Nixon an, der ihn des Landes verweisen wollte, engagierte sich gegen den Vietnamkrieg, gab sich als „Working class hero“, unterstützte streikende Werftarbeiter sowie Irlands Anspruch auf Ulster, um nur einige Einsatzgebiete zu nennen.
Ein Rockstar in Elternzeit

Give peace a chance: Lennon und Yoko Ono 1969 in Amsterdam
Bemerkenswert ist auch, wie Lennon sich vom gewalttätigen Rowdy und zynischen Macho zum Vorkämpfer für Frauenrechte wandelte. 1975, nach der Geburt seines Sohnes Sean, nahm er sich eine fünfjährige Auszeit vom Showbusiness, wurde Hausmann und kümmerte sich nur noch um sein Kind und den Haushalt.
Dann startete er ein Comeback. Aber kurz nach dem Erscheinen seiner zunächst mäßig erfolgreichen Platte „Double Fantasy“ wurde er am 8. Dezember 1980 in New York ermordet - was die LP umgehend an die Spitze der Charts schnellen ließ.
Text: Dr. Jan Björn Potthast; Bilder: Rolls Press Popperfoto / Getty Images, JB Potthast/DPMA, DPMAregister, UK Government/Public domain via Wikimedia Commmons, Evening Standard Hulton Archive / Getty Images, Public Record Office of Northern Ireland via Wikimedia Commons, JB Potthast/DPMA, DPMAregister, Eric Kock Anefo via Wikimedia Commons
Stand: 06.10.2025
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