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May, Mercury & Queen

Astrophysiker Dr. May besucht das Paranal-Observatorium der ESO, 2015

Astrophysiker Dr. Brian May besucht das Paranal-Observatorium der ESO, 2015

Queen - Eine Band mit vielen Talenten

Freddie Mercury gilt als einer der großartigsten Rock-Sänger aller Zeiten. Brian May ist ein vielbewunderter Gitarrist. Die beiden Rockstars haben (bzw. hatten - Mercury starb 1991) aber noch ganz andere Talente. Zu Ehren von Dr. May, der am 19. Juli 2022 seinen 75. Geburtstag feiert, widmen wir uns der vielseitigen Band Queen und den Schutzrechten.

Mercury, in Sansibar 1946 geboren als Farrokh Bulsara, eroberte mit May, Roger Taylor (Biologe) und John Deacon (Elektrotechniker) von England aus in den 1970er Jahren mit Queen die Welt. Der extravagante Frontman mit dem gewaltigen Stimmumfang schrieb (ebenso wie May) einige der größten Hits der Gruppe. Als gelernter Grafikdesigner entwarf Mercury auch ihr Emblem, das dem britischen Königswappen nachempfunden und als Wort-Bild-Marke geschützt ist (EM000528158).

Queen gilt nicht nur als eine der kommerziell erfolgreichsten Gruppen der Geschichte, sondern auch als eine der besten Live-Bands. Das verdankte sie vor allem Mercurys narzisstisch-pompöser, mitreißend-energetischer Bühnenshow, in deren exaltierte Theatralik sich stets ein guter Schuss Selbstironie mischte. Nicht nur beim Live Aid Festival 1985 spielte Queen alle anderen Bands an die Wand.

Wahl-Münchner und Bühnen-Wunder

Freddie in typischer Pose

Freddie in typischer Pose (beim Live Aid Konzert in Wembley 1985)

Freddie Mercury hatte übrigens einige Jahre lang seinen Lebensmittelpunkt in München, wo seine Band in den einst berühmten Musicland Studios im Arabellapark mehrere Alben aufnahm. Mercury besaß eine Wohnung in der Stadt und genoss das Szene-Leben in relativer Anonymität in vollen Zügen. München benannte kürzlich eine Straße nach ihm.

Die Lücke, die sein früher Tod durch AIDS am 24. November 1991 in die Welt des Rock´n Roll riss, konnte nie wieder geschlossen werden. In der Geschichte des Rock gibt es kaum jemanden, der Mercury als Frontman das Wasser reichen konnte (vielleicht mit Ausnahme von Mick Jagger oder James Brown).

EM000528158

EM000528158

Erst etliche Jahre nach seinem Tod sicherte sich seine Produktionsfirma „Mercury Songs Limited“ seinen Namen als EM-Wortmarke (EM01806206; 2019; Löschung anhängig) und IR-Wortmarke (IR1537570; seit 2020) sowie als Wort-Bild-Marke mit seiner Unterschrift und typischer Pose (EM001780071; seit 2000).

Queen und die Marken

EM002591592

EM002591592

Mercurys kurzes, wildes Leben war Thema eines geglätteten Blockbuster-Hollywoodfilms, der nach dem größten Hit der Band benannt war: „Bohemian Rhapsody“. Den Titel hatte sich die Produktionsfirma der verbliebenen Bandmitglieder rechtzeitig als Wortmarke für relevante Nizza-Klassen (09, 16, 25, 41) eintragen lassen (IR1483809). Auch der Bandname ist als Wortmarke geschützt (EM000208439), ebenso der Titel eines Computerspiels mit ihrer Musik („Queen - The eye“, EM000344655) und der Name einer öffentlich gecasteten, „offiziellen“ Cover-Band („Queen Extravaganza“, EM010356152).

Darüber hinaus hält „Queen Productions Limited“ die Rechte an den Marken zu einem Musical mit Songs der Band („We will rock you“, Wort-Bild EM002591592; Wortmarke EM002606150) und Marken wie „Stormtroopers in stilettos“, der Titel eines Songs und einer Ausstellung über die Band (EM009807629).

Astrophysiker an der Gitarre

Brian May mit seiner "Red Special", 2005

Brian May mit seiner "Red Special", 2005

Was Queen über viele andere Bands hob, war aber nicht nur ihr unvergleichlicher Leadsänger, sondern auch ihre stilistische Vielfalt und die Tatsache, dass alle vier Mitglieder Songs für die Band schrieben. Außerdem waren diese Musiker ganz einfach besonders gut in ihrem Fach.

Besonders Brian May ist hervorzuheben. Er ist eine ebenso vielseitige wie ungewöhnliche Figur – im Rock-Geschäft wie in der Welt der gewerblichen Schutzrechte: May ist promovierter Astrophysiker, als Mastermind der Produktionsfirma „Queen Productions Limited“ Mitinhaber diverser Marken, Unternehmer und Inhaber eines Patents.

Der Virtuose und seine selbstgebaute „Alte“

Konstruktionsschema des Tremolos der "Red Special"

Konstruktionsschema des Tremolos der "Red Special"

Brian May gilt allgemein als virtuoser Gitarrist. Er spielt ein selbstgebautes Instrument, das er als Teenager gemeinsam mit seinem Vater aus Teilen konstruierte, die etwa einer antiken Kaminummantelung oder einem Motorrad entnommen waren; auch ein altes Brotmesser seiner Mutter kam zum Einsatz. Dank der durchdachten Konstruktion mit Hohlkammern, zahlreichen Tonabnehmer-Einstellungsmöglichkeiten oder einem ausgefeilten Tremolo-Mechanismus hat diese „Red Special“ einen ganz eigenen, sanglichen Klang.

Insbesondere am Tremolo-Mechanismus – auch Jammerhaken genannt – arbeiten sich die Ingenieure und Instrumentenbauer bis heute ab (siehe zuletzt z.B. pdf-Datei US10380977B1, pdf-Datei US11087723B2 (1,43 MB)). Mays E-Gitarre soll als eine der ersten über ein Tremolo-System verfügt haben, bei dem die Saiten an der Brücke auf kleinen Rollen gelagert werden, um die Gefahr des Verstimmens oder Reißens zu vermindern. Vater und Sohn May hätten sich aus heutiger Sicht wohl um ein Patent für diese Entwicklung bemühen sollen.

Klingende Münze

EM010598142

EM010598142

Mays Gitarre gehört heute zu den ikonischen Arbeitsgeräten des Pop; Nachbauten wurden von verschiedenen Instrumentenbauern angeboten, ehe May beschloss, Kopien seiner „Old Lady“ selbst zu produzieren und zu verkaufen (Marke: EM010598142). Anstelle eines Plektrums verwendet May übrigens alte britische Sixpence-Münzen zum Anschlagen der Saiten.

Als Queen Anfang der 1970er Jahre der Durchbruch gelang, brach Brian May sein Promotionsstudium der Physik und die Arbeit an seiner Dissertation ab. Jahrzehnte später stellte er dann seine Doktorarbeit doch noch fertig, die 2007 unter dem Titel „A Survey of Radial Velocities in the Zodiacal Dust Cloud“ im Druck erschien. Er wirkte an populärwissenschaftlichen Büchern und Fernsehsendungen zur Astronomie mit. Auch ein Asteroid ist nach ihm benannt.

Der Rocker und sein Patent

Brian Mays Stereoskop-Patent GB2472255B

Brian Mays Stereoskop-Patent GB2472255B

May engagiert sich außerdem für diverse Anliegen wie den Tier- und Klimaschutz, aber besonders am Herzen liegt ihm die Forschung zur historischen Stereoskopie. Auch in diesem Feld war er an diversen Publikationen beteiligt und ist selbst engagierter 3D-Fotograf und Sammler historischer Stereoskopien.

Seine Auseinandersetzung mit der 3D-Fotografie gipfelte in der Anmeldung eines Patents, das 2011 erteilt wurde: „Collapsible stereoscope“ ( pdf-Datei GB2472255B). Es beschreibt ein faltbares Stereoskop, das für die Betrachtung von stereoskopischen Illustrationen in Büchern gedacht ist. Es soll „eine ausreichend gute Qualität für ein echtes dreidimensionales Erlebnis für alle Sehtypen bieten, einfach zu bedienen und gleichzeitig so klein zusammenklappbar sein, dass es in das Buch passt.“

EM-Marke 001780071

EM-Marke 001780071

2017 veröffentlichte May das Buch „Queen in 3D“, das selbst aufgenommene stereoskope Fotos der Band enthält und sicherlich mithilfe seines patentierten Geräts gut betrachtet werden kann.

Man sieht: Die Band Queen und ihre Mitglieder sind in jeder Hinsicht etwas Besonderes. Ihrem Frontman Freddie Mercury war es vielleicht ein Trost, in der Gewissheit zu sterben, dass sein Name unsterblich ist – und dass er es zeitlebens hat krachen lassen wie kein Zweiter. Brian May rockt derweil auch mit 75 munter weiter und ist derzeit wieder mit (Rest-)Queen plus Verstärkung auf Tournee.

Text: Dr. Jan Björn Potthast; Bilder: ESO G. Huedepohl, Getty Images, Thomas Steffan CC by-SA 3.0 via Wikimedia Commons, Thomas Steiner CC by SA 3.0 via Wikimedia Commons, DEPATISnet, DPMAregister

Stand: 20.12.2023