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Jim Morrison

The Doors Bandfoto

The Doors: John Densmore, Robby Krieger, Ray Manzarek und Jim Morrison (von links)

Reiter des Sturms

Es ist jetzt ein halbes Jahrhundert her, dass eine der größten Ikonen des Rock´n Roll starb: Jim Morrison. Der selbstzerstörerische Poet, der am 3. Juli 1971 in Paris tot aufgefunden wurde, prägte als Sänger und Songschreiber die „Doors“, eine der einflussreichsten Bands ihrer Zeit. Mit ihr platzte ein unerhört düsterer, schillernder, zugleich lyrischer und aggressiver Ton in die Flower-Power-Pop-Welt der späten 1960er. Die „Doors“ waren eine der ersten Bands, die mit einem festen Logo arbeiteten, das später als Wort-Bild-Marke geschützt wurde.

„Jim Morrison schreibt, als wäre Edgar Allan Poe in Gestalt eines Hippies zurückgekehrt“, schrieb damals eine Zeitung über seine Lyrik. Geboren als Sohn eines Marine-Admirals am 8. Dezember 1943 in Florida, wollte James Douglas Morrison eigentlich Filme machen. Sein Studienfreund, der Organist Ray Manzarek, überredete ihn, eine Band zu gründen. Und diese Gruppe, die sich nach einem Essay von Aldeous Huxley benannte, ging schon bald durch die Decke.

Lieder wie „The End“ oder „Moonlight drive“ hatte die Welt bis dahin noch nicht gehört – ebenso wenig, dass eine Rockband Songs von Bert Brecht und Kurt Weill coverte („Alabama Song“). Der psychedelisch-bluesige Sound der Doors war einzigartig, die Musiker gehörten zu den versiertesten ihrer Zeit.

Sinistrer Pop-Poet

EM 011348596

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Das Debütalbum der Band aus Los Angeles, das Anfang 1967 erschien, zierte ein „The Doors“-Logo, das fortan das Markenzeichen der Band blieb. Der berühmte Schriftzug wurde aber erst 2012 als europäische Wort-Bild-Marke eingetragen (011348596).

Nach Bob Dylan und John Lennon war Jim Morrison einer der ersten Pop-Songwriter mit hohen poetischem Anspruch. Er wurde als charismatischer Frontmann rasch zum Sexsymbol und zur Stimme des Abgründigen in der Hippie-Generation. Aber der Ruhm wurde zum Problem für den sensiblen Künstler, der den seinerzeit branchenüblichen Drogenkonsum auf die Spitze trieb und immer unberechenbarer wurde.

Performance und Provokation

Polizeifoto von Jim Morrison

Der Poet als Bürgerschreck: Morrison geriet öfter mit dem Gesetz in Konflikt

Konzerte der Doors waren frühe Beispiele eines „Rock-Theaters“: Morrison erweiterte die Musik um Elemente von Performance, Happening, Dichterlesung und Schamanen-Ritualen. Manchmal war er aber auch einfach zu zugedröhnt, um ein vernünftiges Konzert durchzuziehen. Jim Morrison wurde zum Bürgerschreck der Nixon-Ära und der erste Rockstar, der live auf der Bühne verhaftet wurde (in New Haven 1967). Er soll auch der Erfinder des „stage diving“ sein und sich als erster von der Bühne ins Publikum gestürzt haben. Riesenärger hatte er nach einem Konzert 1969 in Miami: Wegen angeblicher „unsittlicher Entblößung“ und „Gotteslästerung“ wurde er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Er blieb auf Kaution frei, aber das Urteil wurde erst 2010 aufgehoben.

Vor diesem Hintergrund empörten sich auch hierzulande Sittenwächter, als die Bundespost 1988 im Rahmen einer Benefiz-Serie „Für die Jugend“ mit toten Rockstars auch Jim Morrison eine Briefmarke widmete. Ein Drogensüchtiger auf einer Zuschlagmarke? Skandalös. Dass auch die gleichfalls mit Marken geehrten Herren Presley und Lennon Drogenprobleme gehabt hatten, wurde übergangen.

Tod in Paris

Morrison scheint seinen Weg in die Selbstzerstörung ziemlich konsequent gegangen zu sein (Doors-Schlagzeuger John Densmore bezeichnete ihn später als „dionysischen Kamikaze“), aber die Umstände seines Todes geben trotzdem bis heute Rätsel auf. Er hatte Anfang 1971 die Doors und die USA verlassen, um in Paris zu leben, der Stadt der von ihm bewunderten Dichter. Dort wurde er eines Morgens tot in der Badewanne aufgefunden. Zahlreiche Legenden ranken sich um diese Ereignisse.

Mitglied im Club 27

EM 011525474

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Jim Morrison war 27 Jahre alt, als er starb. Da einige weitere prominente Musikerkollegen dieses Todesalter teilen, verbreitete sich die Idee eines „Club 27“. Denn beispielsweise waren auch Jimi Hendrix, Janis Joplin, Amy Winehouse, Kurt Cobain, Brian Jones (Rolling Stones) oder Blues-Stammvater Robert Johnson erst 27, als sie das Zeitliche segneten.

Manche machen aus dem Makaberen eine Marke: Es gibt „Club 27“-Wortmarken, etwa für ein Bier aus Magdeburg (3020130515382) oder Lederwaren (EM 010147651). Außerdem eingetragen ist die Wortmarke „The 27 Club“ (DE 3020130515382, Nizza-Klassen 41, 9, 16) sowie die Wort-Bild-Marke EM 011525474 (Nizza 09, 25, 41).

Kein Kommerz

Briefmarke der Deutsche Bundespost (1988), gestaltet von Antonia Graschberger

Morrison-Briefmarke der Deutschen Bundespost (1988), gestaltet von Antonia Graschberger

Kommerzialisierung war Morrisons Sache nicht. Zur Band-Folklore gehört, dass es einen heftigen Streit gab, als seine Bandkollegen ohne seine Zustimmung ihren Hit „Light my fire“ für einen Auto-Werbespot freigaben. Diesen Song-Titel haben sich heute als Wortmarke ein schwedischer Brikett-Hersteller (002493237) und eine Worpsweder Teemanufaktur (014882385) gesichert, außerdem ein Software-Unternehmen als Wort-Bild-Marke (3020202200250).

Jahrzehnte nach Morrisons Tod verwehrte sich John Densmore gerichtlich ganz in dessem Sinne wieder gegen die Verwendung eine Doors-Songs für eine Auto-Werbung. Es sei zwar irgendwie schräg, sich selbst davon abzuhalten, Millionen von Dollar zu verdienen, um den Vorrang der künstlerischen Integrität gegenüber dem schöden Mammon zu behaupten, so Densmore. Aber: „‘Break on Through‘ für einen benzinschluckenden SUV? Nein!"

Der Drummer führte einen jahrelangen Rechtsstreit mit seinen Ex-Bandkollegen Manzarek und Robby Krieger, weil die (ohne ihn) unter dem Namen „Doors of the 21th century“ Konzerte gaben. Densmore siegte vor Gericht. Die beiden traten dann als Band unter dem Namen des letzten großen Doors-Hits auf: „Riders on the storm“. – Genau diesen Songtitel sicherte sich ein Berliner Hersteller von Surf-Zubehör als Wortmarke in diversen Warenklassen (u.a. DE 3020161008369); auch eine Wort-Bild-Marke ist eingetragen (DE 3020151051075).

Jim Morrison, der sich wünschte, als Dichter in Erinnerung zu bleiben, wurde in der Nähe seiner Vorbilder auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise beigesetzt. Sein Grab blieb durch die Jahrzehnte eine Pilgerstätte für Fans. Auch an seinem 50. Todestag dürfte es dort wieder sehr lebendig zugegangen sein.

Text: Dr. Jan Björn Potthast; Bilder: Getty Images, DPMAregister, Dade County Public Safety Department / Public domain via Wikimedia Commons, Deutsche Bundespost / Gestaltung: Antonia Graschberger

Stand: 09.04.2024