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Zum Tod von Eveline Gottzein

Satelliten, Raketen, Magnetschwebebahnen

Sie half, Satelliten genauer zu regeln, entwickelte Raketen mit und setzte vor mehr als 50 Jahren die weltweit erste Magnetschwebebahn mit aufs Gleis: Die Mathematikerin und Elektrotechnikingenieurin Eveline Gottzein war eine Pionierin der Luft- und Raumfahrttechnik. Und sie war eine der wenigen Frauen, die für Ihre Erfindungen und Veröffentlichungen als Ingenieurin höchste Auszeichnungen erhielten. Ende Dezember ist Gottzein im Alter von 92 Jahren verstorben.

Eveline Gottzein sitzt auf Stuhl und hält Satellitenmodell

Eveline Gottzein mit Satellitenmodell

Eveline Gottzein wurde 1931 in Leipzig geboren. Als Tochter eines Maschinenbauingenieurs interessierte sie sich schon früh für Technik. Ein Studium wurde ihr in der DDR aber zunächst verwehrt. Erst nachdem sie eine Ausbildung absolviert hatte, wurde sie für die Universität vorgeschlagen. 1957 floh Gottzein kurz vor dem Abschluss aus dem damals sozialistischen Teil Deutschlands und schloss das Studium in der Bundesrepublik an der Technischen Universität Darmstadt ab.

Schon während des Studiums hatte sie bei einem amerikanischen Unternehmen an der Simulation komplexer technischer Systeme gearbeitet und so von sich reden gemacht. Eigentlich wollte Gottzein in die Vereinigten Staaten ziehen, wurde aber vom Ingenieur und Unternehmer Ludwig Bölkow umworben. Anfang der 1960er Jahre fing sie in dessen Unternehmen im oberbayerischen Ottobrunn an. Mehr als 50 Jahre lang blieb sie der Firma, in der sie große Abteilungen leitete, treu.

Hände mit Ring und Medaille

Eveline Gottzein wurde mit dem Werner-von-Siemens-Ring geehrt

Eveline Gottzein arbeitete an Rüstungs- und Raumfahrtprojekten, unter anderem am Tieffliegerabwehrsystem „Roland“, der Europa-Rakete – einem Vorläufer der Trägerrakete „Ariane“ – und am ersten deutsch-französischen Nachrichtensatelliten. Am 6. Mai 1971 unternahm der damalige Bundesverkehrsminister Georg Leber auf einer Teststrecke in Ottobrunn die Jungfernfahrt mit der weltweit ersten Magnetschwebebahn, deren Regelung Eveline Gottzein maßgeblich entwickelt hatte. Sie ist Mitautorin zahlreicher Patente.

Für Ihre wegweisenden Arbeiten bekam die Ingenieurin mehrere bedeutende nationale und internationale Auszeichnungen. 1993 erhielt sie als erste Frau den Werner-von-Siemens-Ring – eine der bedeutendsten technisch-naturwissenschaftlichen Ehrungen im deutschsprachigen Raum.

Am Abend des 24. Dezember 2023 verstarb Eveline Gottzein. Am 12. Januar nahmen Familie, Freunde und Weggefährten bei einer Trauerfeier in ihrem langjährigen Wohnort Höhenkirchen bei München Abschied.

Bilder: Laura Thiesbrummel

Stand: 09.04.2024