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iENA 2019: Vom Fahrradsattel bis zur Filtertechnik

DPMA-Vizepräsidentin Christine Moosbauer

DPMA-Vizepräsidentin Christine Moosbauer

Auf der iENA 2019 präsentieren wieder Erfinder ihre Entwicklungen – Das DPMA steht ihnen mit Informationen zur Seite

Die Erfindung, mit der Iris-Sabine Langstädtler auf dem Fahrradmarkt Furore machen will, hat sie auch ihren Kunden zu verdanken. In ihrem Zweiradladen in Bremen seien die Leute mit allen möglichen körperlichen Beschwerden gekommen, erzählt sie. Druckstellen, Gesäßschmerzen, Taubheitsgefühle: Immer wieder klagten sie über Probleme mit herkömmlichen Satteln. Als passionierte Reiterin ahnte Langstädtler, dass es auch anders geht. Ihre Theorie: Freie Hüftbewegung sei der Schlüssel zur Linderung der Beschwerden. Und so erfand sie das „Freibeikgelenk“.

Kern der Erfindung ist ein Adapter zwischen Sattel und Sattelstange, der während des Fahrens freie und gefederte Hüftbewegung in jede Richtung ermöglicht. Anfang 2016 meldete Langstädtler beim Deutschen Patent und Markenamt (DPMA) ein Patent darauf an. Im kommenden Jahr wolle sie das Freibeikgelenk auf den Markt bringen, erzählt Langstädtler. Einen großen öffentlichen Auftritt hat sie in diesem Jahr als Ausstellerin auf der Erfindermesse iENA in Nürnberg (31. Oktober bis 3. November).

Ideen, Erfindungen, Neuheiten – die gibt es seit 71 Jahren auf der Messe zu bestaunen. Die iENA ist seit Jahrzehnten das Top-Event vor allem für freie, von der Industrie unabhängige Erfinderinnen und Erfinder und Kleinunternehmen. Neben Industrie und Wissenschaft seien diese „ein ganz wichtiger Teil unserer Innovationslandschaft“, sagte DPMA-Vizepräsidentin Christine Moosbauer zur Eröffnung der Messe. Hier auf der iENA biete sich die große Chance für sie, ihre Entwicklungen bekannt zu machen und zu vermarkten: „Hier treffen Erfinder auf Lizenznehmer.“

Iris-Sabine Langstädtler und ihr "Freibeikgelenk"

Iris-Sabine Langstädtler und ihr "Freibeikgelenk"

Auch in diesem Jahr sind wieder um die 800 Erfindungen auf der Messe zu sehen. Ein Multifunktionswerkzeug für den Mathematikunterricht, ein Scheibenwischerreinigungsgerät, ein sicherheitsoptimiertes Heizelement fürs heimische Aquarium – Ideen aus den unterschiedlichsten Bereichen.

Die freien Erfinder hat das DPMA anlässlich der diesjährigen iENA genauer unter die Lupe genommen (Pressemitteilung vom 11. Oktober 2019). Etwas mehr als 2800 Patentanmeldungen, bei denen Anmelder und Erfinder identisch sind, gingen 2018 beim Amt ein. Jede Vierte dieser Anmeldungen kam aus Bayern. Bei einem Frauenanteil von 7,1 Prozent sind die freien Erfinder etwas häufiger weiblich als die Gesamtheit aller deutschen Erfinder beim DPMA (Frauenanteil: 5,8 Prozent). Aktiv sind sie in allen Technologiesektoren – wie die Gesamtheit aller Erfinder am häufigsten im Maschinenbau (40 Prozent der „freien“ Anmeldungen).

Visionäre Anwendungen

Edmund Erath, Erfinder der „oszillierenden Membranfiltertechnik“

Edmund Erath, Erfinder der „oszillierenden Membranfiltertechnik“

Dass manchmal durchaus visionäre Anwendungen dabei sind, zeigt Edmund Erath aus Gaggenau mit seiner „oszillierenden Membranfiltertechnik“. Zum Patent meldete der 74-jährige, beruflich seit Längerem im Ruhestand, sein Verfahren im März 2016 beim DPMA an. Mit dem Verfahren können zum Beispiel Hydroxide oder Oxide von Metallen aus Abwässern herausgefiltert, zu Pellets gepresst und dann als wertvolle Rohstoffe wiederverwertet werden. Ein Beitrag zum Umwelt- und Ressourcenschutz, für den Erath in diesem Jahr mit dem Artur-Fischer-Erfinderpreis ausgezeichnet wurde. Inzwischen entwickelt ein Universitätsinstitut sein Konzept weiter. Auch Erath ist auf der iENA mit dabei.

Vor allem für Erfinder, die noch nicht ganz so weit sind und Informationen rund um die Anmeldung von Patenten, Gebrauchsmustern, Marken und Designs brauchen, ist das DPMA auch in diesem Jahr wieder mit einem großen Stand auf der Messe vertreten. Neben DPMA-Experten stehen den Besuchern dort auch Fachleute des Europäischen Patentamts, des Europäischen Amts für geistiges Eigentum und der Weltorganisation für geistiges Eigentum zur Verfügung. Patentanwälte bieten Erfindererstberatungen. Zudem berät das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie zu Fördermöglichkeiten des WIPANO-Programms (Wissens- und Technologietransfer durch Patente und Normen). Der eine oder andere Standbesucher dürfte wohl in den kommenden Jahren selbst zum Aussteller werden – wie Iris-Sabine Langstädtler und Edmund Erath.

Bilder: DPMA

Stand: 24.04.2024