
Gerade von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) gehen oft Innovationen aus, die signifikante Impulse für eine Volkswirtschaft liefern. Deutsche KMU zählen dabei zu den innovativsten im europäischen Vergleich (EU-Innovation Scoreboard 2023).
Verschiedene Studien zeigen, dass es in Europa — und auch in Deutschland — immer noch unausgeschöpftes Potential bei der Nutzung des geistigen Eigentums in KMU gibt. Immer noch melden zu wenige KMU Schutzrechte an, weil sie schlecht informiert sind, Dienstleistungen und Dienstleister im Zusammenhang mit dem Schutz ihrer Rechte am geistigen Eigentum nicht kennen und Vorurteile haben, die einer Anmeldung entgegenstehen — etwa, dass Schutzrechte zu teuer oder Anmeldungen zu komplex seien. Oder es bestehen Bedenken, Schutzrechte seien nicht wirksam, weil man sie nur mit größtem Aufwand durchsetzen könne.
Erwiesenermaßen bringt der Schutz des geistigen Eigentums aber gerade KMU viele Vorteile und ist oft der Hebel, um risikoreiche Innovationen zu kommerzialisieren.
Patente und Marken können, sofern sie richtig genutzt werden, einen maßgeblichen Anteil zum Unternehmenserfolg beitragen. Studien zeigen einen starken Zusammenhang zwischen dem Bestehen geistiger Eigentumsrechte und dem Unternehmenserfolg.
- KMU mit eigenen IP-Rechten verzeichnen 68 Prozent höhere Einnahmen pro Mitarbeiter im Vergleich zu ähnlichen KMU ohne solche Rechte (EUIPO Studie 2021).
- Für Start-ups in der frühen Wachstumsphase ist es im Schnitt zehnmal wahrscheinlicher, dass sie Finanzierung durch Wagniskapital erhalten, wenn sie über Patente und Markenrechte verfügen (EUIPO Studie 2023).
Zudem stärken geistige Eigentumsrechte die Verhandlungsposition gegenüber Investoren oder bei gegenseitiger Lizenzvergabe, ermöglichen Exklusivität, erhöhen die Reputation und ermöglichen eine ertragreiche Lizenzierung.
Vor diesem Hintergrund hat das DPMA seine KMU-Informationsseiten um viele hilfreiche Informationen ergänzt und noch nutzerfreundlicher gestaltet.
Ein weiterer Schwerpunkt unserer Tätigkeiten waren 2024 Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung für geistiges Eigentum im Bildungswesen. So wollen wir Schülerinnen und Schüler sowie Studentinnen und Studenten schon frühzeitig über geistiges Eigentum (insbesondere Patent, Marke, Design und Urheberrecht) aufklären, über das unternehmerische Potential von geistigem Eigentum informieren und sie beim Ausbau ihrer Problemlösungskompetenzen durch die Nutzung von IP-Datenbanken zu unterstützen. Dazu haben wir verschiedene Workshops an Hochschulen und Schulen sowie Seminare an den Landesmedienanstalten der Bundesländer konzipiert und durchgeführt.
Junge Menschen sind die Erfinderinnen und Erfinder beziehungsweise Unternehmerinnen und Unternehmer von morgen. Und: Nur wer weiß, was Marke, Patent, Design und Co. sind, kann sein geistiges Eigentum auch wirksam schützen.
Laut der Expertenkommission Forschung und Innovation der Bundesregierung tut sich Deutschland auch schwer mit forschungsbasierten Ausgründungen aus wissenschaftlichen Einrichtungen. Ein wesentlicher Grund hierfür liegt in den Schwierigkeiten der Übertragung des geistigen Eigentums in Form von Patentverkäufen oder Lizenzverträgen von der wissenschaftlichen Einrichtung an das zu gründende Unternehmen. Ebenso gibt es für Technologie- und IP-intensive Unternehmen in der Wachstumsphase noch immer zu wenige Möglichkeiten der Finanzierung (z.B. durch die Bereitstellung von Wagniskapital). Der Anteil der Wagniskapitalinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt liegt im Vergleich mit anderen europäischen Ländern unter dem Durchschnitt (EU-Innovation Scoreboard 2023).
Die Zusammenarbeit mit Hochschulen und Universitäten und deren Transferagenturen nimmt für uns eine immer wichtigere Rolle ein. So gaben wir unter anderem in Zusammenarbeit mit der Transferagentur proF und der Freien Universität Berlin (FU) einer größeren Gruppe von Doktorandinnen und Doktoranden der Biowissenschaften einen detaillierten Einblick in die Thematik „geistiges Eigentum“. Zudem führten wir die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in die Nutzung von DEPATISnet ein und vermittelten ihnen, wie sie unsere kostenfreie Datenbank bei der Recherche nach Schutzrechten für Erfindungen und wissenschaftlich-technischen Entwicklungen nutzen können.