Die Erfindergalerie des Deutschen Patent- und MarkenamtsNavigation überspringen und direkt zum Inhalt
 

Die Eröffnung der Erfindergalerie 1984


Die Erfindergalerie des Deutschen Patent- und Markenamts wurde am 13. September 1984 eröffnet. Im Rahmen der Festlichkeiten fand eine Podiumsdiskussion mit den sieben Erfindern statt, die Ernst von Khoun moderierte.
Die Zeitschrift "bild der wissenschaft" stellte in dem Artikel "Die glorreichen Sieben" zu folgenden Erfindern Gesprächsauszüge zusammen:

Bölkow, Ludwig
Bruch, Walter
Fischer, Artur
Oberth, Hermann
Sauer, Hans
Wankel, Felix
Zuse, Konrad
 

die sieben Erfinder und der Moderator

Fotos: Rolf Weinert

Die Laudatio hielt Dr. Erich Häußer, Präsident des Deutschen Patentamts:

Häußer

Im Deutschen Patentamt in München wurde die "Erfindergalerie" eröffnet. Die dort ausgestellten Portraits zeigen deutsche Erfinder, deren Werk ganze Bereiche moderner Technik beeinflusst hat. Die Galerie soll dazu beitragen, das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit zu stärken und insbesondere jungen Menschen zu zeigen, dass auch "Erfinder" ein lohnendes Berufsziel sein kann.

Vom Spreizdübel bis zur Mondrakete - so breit ist das Spektrum der Erfindungen, deren geistige Väter nun einen Ehrenplatz im Deutschen Patentamt erhalten: in der deutschen Erfindergalerie.
Die Auswahl für die "Erstausstattung" ergab sich mühelos: Hans Sauer, Ludwig Bölkow, Felix Wankel, Konrad Zuse, Hermann Oberth, Walter Bruch und Artur Fischer. Diese sieben haben das Bild unserer Technik-Welt wesentlich geprägt.

Kaum jemand hat die Geschichte der Raketentechnik und der Raumfahrt stärker beeinflusst als Prof. Dr. Hermann Oberth. Es wird berichtet, dass er als Zwölfjähriger durch die Lektüre von Jules Verne fasziniert war, dass er als Jugendlicher in mühsamen Kleinversuchen erforschte, welche Beschleunigungskräfte auf einen menschlichen Körper einwirken.
1917 entwarf er die erste Fernrakete für einen 300 km weiten Flug, 1920 konzipierte er eine 100 t schwere mehrstufige Raumrakete. Es kann nicht überraschen, dass seine Arbeit "Die Rakete zu den Planetenräumen" von der Universität Heidelberg nicht angenommen wurde, weil sie zu phantastisch erschien.
Nichtsdestoweniger hat Hermann Oberth diesen Jahrhunderte alten Traum der Technik mitgestaltet und mitgeprägt. Ohne seine grundlegenden Arbeiten wäre die moderne Raumfahrt undenkbar.

Auf einer Erfindung von Prof. Dr. Konrad Zuse basiert eine technische Entwicklung, die ein ganzes technisches Zeitalter geprägt und ihm wahrscheinlich auch den Namen gegeben hat. Ohne Konrad Zuse wäre der Computer undenkbar.
Wenn man die erste Zuse-Maschine anschaut, die ja noch mit Relais arbeitete, dann drängt sich der Gedanke auf, welche Erfolge diese ersten Rechenmaschinen wohl gehabt hätten, wenn es damals schon moderne Relais gegeben hätte.

Prof. Hans Sauer verdanken wir eine Revolution auf dem Gebiet der Relais. Ihm ist es gelungen, diese elektrischen Schaltgeräte derart zu optimieren, dass sie nur noch den 28. Teil der Größe der ursprünglichen Flächenrelais ausmachen und zugleich bei derselben Kontaktzeit wesentlich mehr Funktionen zu erfüllen in der Lage sind als die früheren Relais.

Felix Wankel war es, der in den sechziger Jahren die Motorentechnik revolutionierte und durch ein neues, zwar nicht ganz unbekanntes, aber erstmals verwendbares Prinzip bereichert hat. Der Kreiskolbenmotor beschäftigte Felix Wankel jahrelang. Es ist ihm gelungen, dieses Prinzip zu realisieren, vor allem die Dichtungsprobleme zur Verwirklichung dieses Problems zu lösen. Dass ihm der Durchbruch im Automobilbau bisher nicht gelungen ist, schmerzt ihn - und mich - bis heute.

Der Name von Prof. Dr. Walter Bruch ist untrennbar verbunden mit der Geschichte des Fernsehens in Deutschland. Er begann 1935 als 27jähriger seine Arbeiten mit Fernsehproblemen bei der Firma Telefunken. Ein Jahr später stand er als Kameramann an der von ihm entwickelten Kamera, die zum ersten Mal eine Live-Übertragung olympischer Wettkämpfe möglich machte. Das Studium der amerikanischen und französischen Farbfernsehsysteme veranlasste ihn, ein eigenes System zu entwickeln, das PAL-System. Es erweis sich als das leistungsstärkste Farbfernsehsystem.

Dass die Zeit des unabhängigen, selbständigen Erfinders - oft als "kleiner Erfinder" mißinterpretiert - nicht vorbei ist, dafür ist Senator Dr. Artur Fischer ein schlagender Beweis.
Er begann 1945 nach Schule und Kriegsdienst in seiner Werkstatt als selbständiger Erfinder. Innerhalb von 30 Jahren hat er ein gewaltiges Unternehmen aufgebaut, das heute weit über 1000 Mitarbeiter beschäftigt. Er hat nicht weniger als 5000 Patente erworben, darunter zahlreiche Verbindungselemente und die berühmte Fischer-Technik, die unsere Kinder schätzen - und natürlich auch die Erwachsenen.

Der Name Bölkow ist kaum wie ein zweiter mit modernster Fertigungstechnik und zukunftsweisender Technologie verbunden, nicht nur mit modernen Waffensystemen, sondern auch mit vielen Produkten im zivilen Bereich, ob das nun der Airbag, das passive Luftkissen-Sicherheitssystem für Autos, oder der Rettungshubschrauber ist, der vielen Menschen das Leben gerettet hat, oder der Airbus, dessen Erfolg auch Dr. Ludwig Bölkow zuzuschreiben ist, oder die Magnetschwebebahn, die bald durch unser Land fahren soll.

Diese sieben Erfinder haben den Ruf deutschen Erfindungsgeistes weltweit bekannt gemacht. Ich hoffe, dass wir noch häufig Gelegenheit haben, verdiente Erfinder in diese Galerie aufzunehmen, denn sie wird fortgeführt werden. Sie sollte gleichzeitig den Dank an alle deutschen Erfinder für die bisher erbrachten hervorragenden Leistungen zum Ausdruck bringen und Ansporn zu künftigen Leistungen sein.

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Dr. Ludwig Bölkow:


  BölkowAchtung: Bild wird in neuem Fenster geöffnet!

"Wer sich nicht mehr wundern kann, verliert auch die Anregung, etwas zu gestalten."

"Das Entscheidende - besonders für uns Erfinder - ist, dass wir im Leben nie die Fähigkeit verlieren, uns zu wundern. Man muss sich immer wundern, warum etwas geschieht und warum es nicht besser geschieht.
Woran es heute mangelt: Dass man den jungen Menschen und Kollegen in den schöpferischen Jahren eine Aufgabe stellt, die nicht einfach zu lösen ist, die für sie eine Herausforderung ist.
So fühlte ich mich in den letzten 20 Jahren bei meinen vielen Mitarbeitern nicht als der, der irgendwelche Details fand, sondern als der, der ihnen die herausfordernden Aufgaben stellte. Wobei ich immer teils intuitiv und teils aufgrund des immer breiteren Wissens - gewusst habe: Das ist lösbar.
Es ist eine gewisse Schwäche bei uns, dass wir in vielen Bereichen nicht mehr den Mut haben, eine risikobelastete Herausforderung an die jungen Leute zu stellen.
Herausforderungen, die sich darauf gründen, dass man das Wundern nicht verlernt hat."

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Prof. Dr. Walter Bruch:


  BruchAchtung: Bild wird in neuem Fenster geöffnet!

"Meine Philosophie des Erfindens: Man stellt sich eine Aufgabe, man will irgend etwas lösen. Und man ist unentwegt dahinterher, eine Lösung zu finden."

"Lessing sagte einmal: Der Wunder größtes ist, dass uns die Wunder selbstverständlich werden. Ich bin heute sehr überrascht darüber, dass das, was ich vor vielen Jahren als ein Wunder gemacht habe, heute immer noch als ein Wunder erkannt wird.
Mein ganzes Leben lang habe ich Fernsehen gemacht. Aber ich habe auch noch unendlich viele andere Erfindungen gemacht, auf die ich viel stolzer bin als auf die, die ich dann auch wirklich durchgesetzt habe. Zum Beispiel eine Nähmaschine:
Ich schaute als Bub meinem Vater zu, wie er als Schuhmacher mit der Maschine das Leder nähte. Oben läuft die Nadel und unten läuft das Schiffchen, ohne dass es eine Verbindung nach oben hätte. So eine Maschine muss mit fernsteuertechnischen Methoden arbeiten, sagte ich mir. Aber damals war ich 50 Jahre zu jung für diese geniale Idee.
Ich war immer von einer Aufgabe fasziniert, und von der Aufgabe Fernsehen so sehr, dass ich Wände eingerannt habe, um sie durchzuführen. Gottseidank hatte die Firma, bei der ich beschäftigt war, keine Betonwände. Sie waren alle einrennbar."

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Dr. Artur Fischer:


  Fischer Achtung: Bild wird in neuem Fenster geöffnet!

"Schon als Lehrling wurde ich angeregt, mitzudenken. 'Bua, das machen wir anders', sagte der Lehrmeister zu mir."

"In meiner Schlosserlehre hatte ich einen Meister, der immer eigene Wege ging, selbst wenn es sich um die Anfertigung einer Torverriegelung handelte. Auch zu Hause habe ich ständig gebastelt. Das rechne ich meiner Mutter hoch an: Ich durfte machen, was ich wollte, auch wenn dabei mal der Boden schmutzig wurde.
Einmal haben wir zusammen eine elektrische Heizung für das Aquarium gebastelt. Eines Tages kam meine Mutter aufgeregt zu mir gelaufen: "Komm nur schnell, das Wasser kocht".
Später sind mir noch viele andere Dinge eingefallen. Insgesamt habe ich vielleicht etwa 5000 Patente. Von den Spreizdübeln werden zum Beispiel - so genau weiß ich das gar nicht - sicher einige Milliarden pro Jahr hergestellt."

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Prof. Dr, Hermann Oberth:


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"Wenn man vor einem Problem steht, soll man nie sagen, das geht nicht."

"Welchen Leitlinien sollen die jungen Leute von heute folgen? Die Jugend sollte mehr darüber nachdenken, was die Kultur für die Menschheit bedeutet. Sie sollte darüber nachdenken, wozu man auf der Welt ist. Das ist überhaupt eine der wichtigsten Fragen, wir alle sollten darüber nachdenken.
Eine ähnlich grundlegende Frage ist die nach der Pflichterfüllung. Was ist überhaupt unsere Pflicht? Das ist ein dehnbarer Begriff. Ich selbst fühle mich verpflichtet, so viel zur Besserung der heutigen Lage der Menschheit beizutragen, wie ich überhaupt kann.
Die meisten von uns haben ja so etwas wie Pflichtgefühl. Man sollte dabei aber auch vorsichtig sein, denn es gibt manche Pflichten, die man besser nicht erfüllt."

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Dipl.-Ing. Hans Sauer:


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"Als Erfinder macht man sich am besten selbständig. In einer fremden Firma kann man seine Ideen nicht recht realisieren."

"Das Geld, das ich zur Firmengründung brauchte, habe ich mir aus Amerika geholt. Zuerst musste ich ja etwas lernen, vor allem auf dem Gebiet der Relais-Technik.
In Amerika ist es auch viel leichter, zu Geld zu kommen. Innerhalb zweieinhalb Jahren kommt man da zu einem eigenen Haus. Aber ich wollte nicht in Amerika bleiben.
Nach Deutschland zurückgekehrt, hatte ich das Glück, auf einen Geschäftsführer mit hervorragenden technischen Fähigkeiten zu treffen. Danach machte ich mich selbständig.
In Japan habe ich eine Woche lang die gesamte Relais-Industrie besichtigt. Alle wollten mit mir kooperieren. Schließlich hatte ich ihnen ja auch etwas zu bieten."

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Dr. Felix Wankel:


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"Ein Erfinder muss von einer Idee besessen sein, sie muss ihn besitzen. Ich gebe zu: Er wird dadurch zu einem halben Verrückten."

"Ich bin als Ingenieur fürchterlich gehandikapt: Ich bin mathematisch ein Rindvieh. Ich habe es bis zum heutigen Tag nicht über die vier Grundrechenarten hinausgebracht.
Das schließt nicht aus, dass ich vor der Mathematik eine unendliche Hochachtung habe. Ich bezeichne mich selbst auch nicht als Ingenieur, sondern als Maschinen-Spielratz. Wenn ich meinen Ingenieuren eine Konstruktion maßstabsgetreu aufzeichne, glauben sie oft, ich hätte alles heimlich nachts durchgerechnet. Aber keine Rede davon, ich bin ein reines Instinkt-Tier.
Beim Erfinden ist es vielleicht ganz ähnlich wie beim Sport oder bei der Musik: Das muss in einem sein, dann kommt es eines Tages heraus.
Aber eines möchte ich betonen: Ohne viel Fleiß, ohne viel Mühe, genügt auch die allergrößte Begabung nicht."

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Prof. Konrad Zuse:


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"Erfinden hat etwas mit dem Homo ludens, dem spielenden Menschen zu tun. Aber: Man muss das Spielen ernst nehmen."

"Als ich jung war, vielleicht 16 Jahre alt, wollte ich alles mögliche verbessern. Ich habe damals schon viele Erfindungen gemacht, die sich allerdings meist als glatter Unsinn erwiesen haben.
Ich hatte zum Beispiel eine 35-Millionen-Stadt "Metropolis" entworfen mit einem Verkehrsnetz, das auch heute noch für unsere Großstädte interessant sein könnte. Ausserdem hatte ich mir eine Menge Kinkerlitzchen um den Fotoapparat herum ausgedacht. Aber vieles hatte zu meinem Leidwesen schon ein anderer erfunden. So geht es uns Erfindern ja meistens.
Warum ich erfinden musste? Es gab nicht etwa eine Notwendigkeit, etwas zu verbessern oder auszudenken. Es hat einfach aus mir heraus erfunden."

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